3) Flammhemmende Ausrüstung von Möbelbezugsstoffen und Polstern
Bei der öffentlichen Beschaffung von Möbeln wird in Österreich zum Teil gefordert, dass Stoffe und Polster schwer brennbar gemäß ÖNORM B 3825 sind. Die Klassifizierung „schwer brennbar“ erreichen Stoffe und Polster in vielen Fällen nur, wenn sie mit chemischen Flammschutzmitteln behandelt wurden.
Ein Teil der chemischen Flammschutzmittel ist für die menschliche Gesundheit und die Umwelt problematisch, weil sie toxisch wirken, schwer abbaubar sind und sich in Organismen anreichern. Von diesen problematischen Flammschutzmitteln wurden einige in den letzten Jahren in der EU in die „Kandidatenliste“ aufgenommen. Diese Liste enthält derzeit 173 Stoffe, die für die Aufnahme in die Gruppe der besonders besorgniserregenden Stoffe in Frage kommen, für deren Verwendung in der EU entsprechend der REACH-Verordnung eine Zulassung bei der EU-Kommission zu beantragen ist. Unternehmen, in deren Erzeugnissen mindestens ein Stoff aus der Kandidatenliste mit einer Konzentration von mehr als 0,1 Prozent enthalten ist, müssen ihre gewerblichen Kunden darüber informieren. Zu den chemischen Flammschutzmitteln, die derzeit auf der Kandidatenliste stehen, gehören etwa kurzkettige Chlorparaffine und Borsäure.
Um sicherzustellen, dass Stoffe und Polster nicht mit problematischen Flammschutzmitteln behandelt sind, können öffentliche Auftraggeber Folgendes bedenken:
- Ist es für den Einsatzbereich der Möbel notwendig, dass die Stoffe und Polster schwer brennbar gemäß ÖNORM B 3825 sind? Oder reicht es etwa aufgrund von Rauchverboten und Brandschutzmeldern im Gebäude aus, dass Stoffe und Polster die Anforderungen an die schwere Entflammbarkeit der Norm EN 1021-1 erfüllen? Diese Anforderungen erfüllen in der Regel auch Stoffe und Polster, die nicht mit chemischen Flammschutzmitteln behandelt wurden.
- Ist es für den Einsatzbereich notwendig, dass Stoffe und Polster der Möbel schwer brennbar gemäß ÖNORM B 3825 sind, so sollten Sie sicherstellen, dass diese Stoffe und Polster den Anforderungen des Standards 100 von Öko-Tex (die verbotenen flammhemmenden Substanzen finden Sie auf S. 9 des verlinkten Dokuments) entsprechen. Der Standard 100 von Öko-Tex stellt sicher, dass 21 besonders problematische flammhemmende Substanzen jedenfalls nicht verwendet wurden. Von diesen 21 Substanzen stehen 9 auf der Kandidatenliste oder als zulassungspflichtige Stoffe im Anhang XIV der REACH-Verordnung.